Integrationspreis 2013

Der 10. Integrationspreis (2013) der Stadt Bern ging an die Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers!

„Ich freue mich, dass eine Behörde (die Stadt Bern), deren Aufgabe es ist, Gesetze zu erfüllen, den Mut hat, den diesjährigen Integrationspreis einer Institution zu verleihen, die sich einsetzt für Menschen, die nach Gesetz gar nicht da sein dürften“, meinte Joy Matter in ihrer Rede anlässlich der Verleihung des 10. Integrationspreises der Stadt Bern, welcher an die Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers ging. Die Beratungsstelle ist hoch erfreut über diesen Preis und fühlt sich bestärkt in ihrem Engagement, sich für die Rechte der Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung einzusetzen.

Viele Menschen, welche die Beratungsstelle aufsuchen, leben seit Jahren in der Stadt Bern. Sie leben hier ohne Aufenthaltsbewilligung und gehen tagtäglich einer Arbeit nach: Sie putzen, hüten Kinder, arbeiten auf einer Baustelle, im Restaurant oder in der Landwirtschaft.

Durch die fehlenden Papiere sind sie jedoch von den meisten Lebensbereichen ausgeschlossen, haben Angst bestehende Angebote zu nutzen und trauen sich nicht von grundlegenden Rechten Gebrauch zu machen. Doch auch ohne Aufenthaltsbewilligung stehen ihnen grundlegende Rechte zu. Denn Menschenrechte sind nicht an einen Aufenthaltsstatus gebunden. Sie gelten für alle.

Durch Informationen, Beratung und Vermittlung verhilft die Berner Beratungsstelle Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung zu ihren Rechten. Im letzten Jahr (2012) hat die Beratungsstelle rund 2000 Beratungen durchgeführt. Die Anliegen dabei sind vielfältig: von der fehlenden Krankenkasse über Einschulungsprobleme bei Kindern bis zu Schwierigkeiten bei der Eheschliessung. Dass die Stadt Bern dieses Engagement mit dem Integrationspreis würdigt, ist ein gutes und wichtiges Zeichen für die Arbeit der Berner Beratungsstelle. Die Beratungsstelle dankt der Stadt Bern ganz herzlich für diese Anerkennung.

Die Laudatio finden Sie hier.

Kommentar zur Verleihung des Integrationspreises 2013 der Stadt Bern

Gross die Freude und auch die Ehre bei der und für die Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers, mit dem Integrationspreis 2013 der Stadt Bern ausgezeichnet zu sein.

Gross die Ehre auch für die Stadt Bern, die diesen Preis einer Organisation verleiht, die sich um Menschen kümmert, die offiziell nicht existieren, die im Organigramm des Bundesamtes für Migration nur als kaum sichtbare graue Strichmännlein vorkommen.

Die Ehre für die Stadt besteht darin, dass sie mit der Preisverleihung abwägt, was schwerer wiegt, was für das Leben eines Menschen und gleichzeitig für das Gemeinwesen grundlegender ist: die Durchsetzung der Gesetze, die den Aufenthalt in der Schweiz regeln, oder die Respektierung der Grundrechte aller in der Stadt lebenden Menschen. Und sie hat bei diesem Abwägen entschieden: die Respektierung und Durchsetzung der Grundrechte ist grundlegender als die Durchsetzung der Migrationsgesetzgebung. Dieser Entscheid ehrt sie. Denn Ehre entsteht ja immer dann, wenn sich eine Person oder Körperschaft für das Humanum, das Menschengerechte einsetzt.

Dass die Stadt Bern der Beratungsstelle für Sans-Papiers den Integrationspreis verleiht, bedeutet: Sans-Papiers brauchen Integration, also Möglichkeiten zum Teilnehmen und Teilhaben am öffentlichen Leben in der Stadt und diesem Land. Sie sind nicht da, um wieder zu gehen, sie sind gekommen, um zu bleiben. Sie gehören zur ‚ständigen Wohnbevölkerung‘ (ein Ausdruck der Statistiker), sie sind Einheimische, Menschen, die ihr Heim hier und nicht anderswo haben. Die Anerkennung dieses Faktums wird – jedenfalls langfristig – Folgen haben für die rechtliche Anerkennung der Sans-Papiers und wird es – hoffentlich schon bald – selbstverständlicher machen, Sans-Papiers über den Härtefallmechanismus mit einem Aufenthaltstitel auszustatten.

 

28. Juni 2013       Jacob Schädelin; Präsident VBBS

Sozialpreis 2007

Die Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers und das SRK-Angebot der Gesundheitsversorgung für Sans-Papiers erhielten den Sozialpreis 2007 von AvenirSocial Bern. Der Berufsverband der Sozialen Arbeit erklärt die Gründe für diese Würdigung: „Diese Projekte haben ein neues Angebot aufgebaut für die sozialen Probleme von besonders verletzlichen Menschen. Dies entspricht unseren berufsethischen Grundsätzen. Die beiden Projekte leisten viel für Menschen in höchst prekären Lebenssituationen. Sie unterstützen Menschen in grossen existenziellen Nöten, die keinen Zugang zu öffentlichen Hilfsangeboten haben und sich sonst nirgends hinwenden können“

Medienmitteilung von AvenirSocial

Mitteilung des Vereins Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers