Entstehung
«Kein Mensch ist illegal!» Mit diesem Slogan wagten sich Sans-Papiers zunächst in Frankreich und Spanien und anschliessend ab 2001 in der Schweiz an die Öffentlichkeit und machten mit Kirchenbesetzungen auf ihre schwierigen Lebenssituationen aufmerksam. Am 9. September 2001 besetzten Sans-Papiers die St. Marienkirche und forderten eine kollektive Regularisierung. Die Besetzungen in Bern und anderen Schweizer Städten führten zu medialer Aufmerksamkeit und politischen Vorstössen zugunsten der Rechte von Sans-Papiers. Aus den anschliessenden politischen Debatten resultierte die Härtefallregelung im Einzelfall. Die Forderung nach kollektiver Regularisierung war jedoch chancenlos.
Humanisierung des Alltags
Im Kanton Bern beschloss eine interkonfessionelle Arbeitsgruppe der drei Landeskirchen und der jüdischen Gemeinden das Thema weiter in den Blick zu nehmen und sich für eine „Humanisierung des Alltags für Sans-Papiers» zu engagieren. Die Arbeitsgruppe setzte einen Beirat mit Persönlichkeiten aus Kirchen, Politik, Justiz und Wirtschaft ein, die ein Grundsatzpapier und Handlungsvorschläge entwickelten. Diese wurden im Herbst 2004 vorgestellt.
Gründung der Beratungsstelle
Als wichtigen ersten Schritt empfahl der Beirat die Schaffung einer privaten, vertrauenswürdigen Beratungsstelle für Sans-Papiers im Kanton Bern. Am 2. März 2005 wurde die Beratungsstelle als Verein gegründet. Zu den ersten Mitgliedern zählten die Landeskirchen, verschiedene im Kanton tätige Unterstützungsorganisationen, die Gewerkschaft UNIA, die Demokratischen Juristinnen und Juristen, der Verein Medizinische Beratung für illegalisierte Frauen (MeBiF) sowie das damalige Sans-Papiers-Kollektiv..
Kurz darauf startete Marianne Kilchenmann als erste Mitarbeiterin in einem Miniaturbüro mit den Beratungen und baute die Beratungsstelle auf. 2013 erhielt die Beratungsstelle den Integrationspreis der Stadt Bern. Heute führt die Beratungsstelle über 2000 Gespräche pro Jahr und setzt sich weiter für die Anliegen von Sans-Papiers ein.
«Sans-Papiers sind eine Realität unserer Gesellschaft: Wir dürfen vor dieser Tatsache und der damit verbundenen sozialen Verantwortung nicht die Augen verschliessen.»
Franziska Teuscher anlässlich der Verleihung des Integrationspreises der Stadt Bern
Mehr Informationen zur Entstehung und Arbeit der Beratungsstelle finden sich in der Broschüre zum 10-jährigen Jubiläum, welches 2015 gefeiert wurde.