Entstehung

Im Jahre 2004 präsentierte der von den Landeskirchen und den Jüdischen Gemeinden des Kantons Bern eingesetzte Beirat seine Erklärung „Humanisierung des Alltags, Grundrechte der Sans-Papiers respektieren!“. Darin rief er in Erinnerung, dass auch Sans-Papiers – trotz fehlendem Anwesenheitsrecht – Träger von Menschen- und Grundrechten sind. Diese müssten ein stärkeres Gewicht gegenüber fremdenpolizeilichen Entfernungsmassnahmen erhalten.

Zuhanden von Behörden und Institutionen wurden Massnahmen vorgeschlagen, damit Rechte wie das Diskriminierungsverbot, der Gesundheitsschutz, das Recht auf Hilfe in Notlagen im Alltag zum Tragen kommen. So seien Sans-Papiers in die Grundversicherung der Krankenkassen aufzunehmen, sie müssten in öffentlichen Spitälern behandelt werden und sie sollen ihre Rechte aus Arbeitsverträgen gerichtlich einfordern können. Opfer und Zeuginnen von Menschenhandel müssten Beratung, Schutz vor organisierter Kriminalität, vorübergehende Aufenthaltsbewilligungen und Opferhilfe erhalten. Zentrales Element sei dabei der Datenschutz. Denn solange Sans-Papiers befürchten und damit rechnen müssen, dass ihre Personalien an die Fremdenpolizei gelangen, werden sie ihre Rechte nicht wahrnehmen.

Mitglieder des damaligen Beirates:

  • Rolf Bloch, Unternehmer, Muri
  • Ueli Friederich, Fürsprecher, Bern
  • Claudia Kaufmann, Juristin, Bern
  • Bernhard Kobel, Leiter Marketing und Unternehmensentwicklung Stämpfli AG, Bolligen
  • Johannes Matyassy, Volkswirtschafter, Gümligen
  • Jörg Paul Müller, em. Prof. für Volkerrecht und Staatsrecht an der Universität Bern, Hinterkappelen
  • Dori Schaer-Born, alt Regierungsrätin, Bern
  • Franziska Teuscher, Nationalrätin Bern

Dieser Beirat wurde nach der Pressekonferenz vom 21. September 2004 aufgelöst.

Handlungsvorschläge

Im Projekt der Arbeitsgruppe, eingesetzt von den Landeskirchen und den Jüdischen Gemeinden des Kantons Bern zum Thema «Sans Papiers – Humanisierung des Alltags», wurde ein Katalog von Handlungsvorschlägen ausgearbeitet, die an einer Pressekonferenz am 21. September 2004 vorgestellt wurden.

In diesem Papier wird zunächst der Beratungsbedarf von Sans-Papiers dargestellt. Anschliessend werden einige Lebensbereiche, die Sans-Papiers besonders drängende Alltagsprobleme bereiten, näher ausgeführt und Handlungsvorschläge formuliert. Die Aufzählung der Problemfelder ist nicht abschliessend. Auch in Bereichen wie Kinderbetreuung, Schule/Ausbildung von Jugendlichen, Wohnen, Heirat etc. stellen sich Probleme. Schliesslich finden sich einige Hinweise und Handlungsvorschläge zum Datenschutz, der für Sans-Papiers ein besonders heikles Thema darstellt.

Der Text ist aus der Optik der Alltagsprobleme aufgebaut, was zur Folge hat, dass sowohl die Zielsetzungen wie die angesprochenen Behörden und Institutionen auf ganz unterschiedlichen Ebenen angesiedelt sind.

Handlungsvorschläge als PDF-Dokument.

Erklärung und Handlunsvorschläge zur "Humanisierung des Alltags"

Die beiden Gründungsdokumente können hier nachgelesen werden:

Erklärung „Humanisierung des Alltags, Grundrechte der Sans-Papiers respektieren!“

Handlungsvorschläge zur „Humanisierung des Alltags“

Eröffnung 2005

Am 1. Juli 2005 hat die Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers BBS – in enger Zusammenarbeit mit der Rechtsberatungsstelle für Asylsuchende und der Medizinischen Beratung für illegalisierte Frauen (MeBiF) – ihre Tätigkeit an der Schwarztortrasse 124 in Bern aufgenommen. Die Beratungsstelle berät und informiert Migrantinnen und Migranten, die ohne gültige Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz leben. Zehntausende von Personen leben zum Teil jahrelang ohne Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz. Sie arbeiten und sorgen so für ihren Unterhalt.

Weitere Infos finden Sie im Mediencommuniqué vom 15. August 2005.

10 Jahre Berner Beratungsstelle

Mehr Hintergründe und Infos zu unserer Geschichte finden Sie in der Jubiläumsbroschüre 2015: hier.